Gesundheits-Tipp | 01.01.2001 Erst Ecstasy, danach die Sexpille
Nach der Techno-Party kommen Männer beim Sex nicht auf Touren: Die Tanzdroge Ecstasy mindert diePotenz. Jetzt greifen Techno-Freaks zu Viagra. Dieser gefährliche Mix kann schmerzhafte Dauer-Erektionenauslösen.
Auf der Tanzfläche zeigen sich junge Frauen in sexy Wäsche und hohen Stiefeln. Sie toben sich aus, ohnepermanent lüsterne Blicke und plumpe Tatscher zu ernten. Leicht bekleidet, müssten sie die anwesendenMänner eigentlich in ihren Bann ziehen. Doch der sexbetonte Aufriss ist tabu an Techno-Partys.
Die Zurückhaltung der Jungs hat ihren Grund: «Die Tanzdroge Ecstasy hebt zwar die Hemmschwelle zurKontaktnahme auf, vermindert aber gleichzeitig die sexuelle Aggressivität und die Libido», sagt Joel Gregorin,Urologe am Universitätsspital Zürich.
Gegen die schwindende Manneskraft gibt es ein Mittel: Viagra. Immer mehr Techno-Freaks schlucken dieSexpille gleichzeitig mit ihrer Hausdroge Ecstasy. Obwohl nur auf Rezept erhältlich, kommen sie leicht an diePille heran: «Der Schwarzmarkt blüht», sagt ein Szenekenner. In Nachtclubs und auf den Strassen derRotlichtbezirke werden die Pillen mehr oder weniger offen gehandelt. Und über Internet kommt Viagra ohneweiteres direkt ins Haus.
Bereits im Frühjahr letzten Jahres berichteten kanadische und britische Zeitschriften über Viagra alsPartydroge. Drei Wochen nach der Einführung auf dem britischen Markt hatten drei Prozent der Besucher dieSexdroge bereits probiert, wie eine Studie der britischen Forscherin Judith Aldridge von der ManchesterUniversity mit 2000 Personen ergab. «Oft in Kombination mit Ecstasy oder anderen Drogen», so Aldridge. «Und das, obwohl die gesundheitlichen Risiken kaum abzuschätzen sind.»
Jetzt hat Viagra auch die Schweizer Techno-Szene erreicht. «Ein Kumpel hat mir Viagra an einer Partyangeboten und gemeint, damit könne ich es machen wie ein Truthahn», schildert Gianni T., 28, aus Badenseinen Selbstversuch. «Und da hab ichs halt ausprobiert.»
Er habe mit seiner Freundin nach Techno-Partys schon öfter Sex gehabt. «Nur kam ich wegen Ecstasy niezum Höhepunkt», sagt Gianni T. Mit Viagra sei er dann gleich mehrmals gekommen. Auch seine Freundinhabe den Ecstasy-Viagra-Mix geschluckt. «Aber nur zu Testzwecken. Sie fand den Sex viel intensiver.»
Noch könne man nicht von einem Massenphänomen sprechen, sagt Roger Liggenstorfer vom Party- undPräventionsverein Eve & Rave. «Aber es wird gemacht.» Unter Schwulen und Fetisch-Liebhabern sei derViagra-Mischkonsum stärker verbreitet. «Dort, wo die Szenen sich vermischen, ist der Mix nichtsUngewöhnliches mehr.»
Ärzte warnen vor den Nebenwirkungen eines Tabletten-Cocktails. «Die verschiedenen Wirkstoffe können sichgegenseitig potenzieren oder ungeahnte Wirkungen entfalten. Das macht die korrekte Dosierung schwierig bisunmöglich», sagt Joel Gregorin, Urologe am Universitätsspital Zürich. Die Kombination von Viagra mit Ecstasysei gefährlich. Techno-Fan Gianni T. hat vor allem Angst vor einer Nebenwirkung: Dass ohne Viagra garnichts mehr läuft. «Vielleicht gewöhnt man sich ja daran. Allzu oft werde ich Viagra deshalb nicht nehmen.»
Ecstasy hemmt zudem den Abbau von Viagra in der Leber. Hier liegt ein grosses Gefahrenpotenzial: ImExtremfall kann der Mix zu so genannten Priapismen führen. Das sind schmerzhafte Dauer-Erektionen vonmehreren Stunden, die ärztlicher Behandlung bedürfen und irreparable Schäden hinterlassen können.
In seltenen Fällen kanns zu lebensbedrohlichen Kreislaufproblemen kommen. Gregorin: «Bei einem jungenund gesunden Menschen sollte das nicht passieren. Aber nicht jeder, der an Herz-Kreislauf-Störungen leidet,ist sich dessen bewusst. Gerade bei jungen Leuten werden solche Krankheiten mitunter mehr oder wenigerzufällig im Rahmen eines medizinischen Check-ups entdeckt.»
Viagra sei keine Partydroge, sondern ein rezeptpflichtiges Medikament, sagt Hermann Stricker, Sprecher derViagra-Herstellerfirma Pfizer. «Wir entwickelten das Medikament, um Patienten mit krankhaftenPotenzproblemen zu helfen. Von Selbstversuchen, insbesondere der Kombination mit anderen Medikamentenoder gar Drogen, raten wir dringend ab.»
Bei Frauen ist Viagra laut Stricker «nicht angebracht». Auch Urologe Gregorin kann sich eine nennenswerteWirkung kaum vorstellen. Allenfalls verstärke das Medikament die Durchblutung des Kitzlers.
Ohne sexuelle Stimulation passiert trotz Viagra nichts
Für Gregorin stellt sich generell die Frage nach dem Sinn, Ecstasy und Viagra zusammen zu konsumieren. «Es ist eine verbreitete Fehlannahme, dass Viagra Lust auf Sex erzeuge. Dabei bewirkt weder Ecstasy nochViagra eine Steigerung der Libido. Viagra fördert die Durchblutung der Schwellkörper und damit dieStandfestigkeit des Penis. Aber ohne sexuelle Stimulation passiert nichts.»
Anderer Ansicht ist der Berner Verlagsangestellte Michel E. Der 32-Jährige hat den Ecstasy-Viagra-Mix vorzwei Monaten erstmals ausprobiert. «Man erlebt das Ecstasy-High leicht verändert. Irgendwie erotischer.» MitViagra habe er, anders als nur auf Ecstasy, keine Probleme gehabt, zum Orgasmus zu kommen. Viagra istnicht das einzige Medikament, das zu Partyzwecken missbraucht wird. Während Singles und Doppelverdienerim teuren Kokainrausch Abwechslung finden, weichen Teenies und finanziell weniger gut Gestellte aufRauschmittel aus der Apotheke aus.
«Die Mehrheit der Konsumenten von Ecstasy und anderen Partydrogen verfügt über eine oft weit in dieKindheit zurückreichende Vorgeschichte mit legalen Pharmadrogen», schreibt der Hamburger Soziologe undPublizist Günter Amendt in seinem Buch «XTC - Ecstasy und Co.». Und: «Die Agilen und Mobilen unter denJungen betrachten Drogen längst schon als Lifestyle-Accessoire.»
Doch nicht nur in der Freizeit, auch zur Bewältigung des Berufsalltags schlucken sie je länger je mehrTabletten aus der Apotheke. «Wer dem Tempo der Maschinen und Prozessoren folgen will», so Amendt,«muss prinzipiell bereit sein, sich mit allen verfügbaren Mitteln anzupassen. Diese Bereitschaft ist vorhanden,bei der jungen Generation mehr als bei der alten.» Auf den Drogenkonsum übertragen, seiSelbstverantwortung mit Selbstmedikation gleichzusetzen. «Damit entfällt das moralische Verdikt desMissbrauchs.»
Wer nach Ende der Party noch nicht zur Ruhe kommt, schluckt am Sonntagabend Schlaftabletten. Wer Mitteder Woche in die gefürchtete Midweek-Depression fällt, greift zu Antidepressiva und kodeinhaltigen Husten-oder Schmerzmitteln.
Um der Normalität einige Stunden zu entfliehen, schrecken die Konsumenten auch vor abenteuerlichenRauschmitteln nicht zurück: Sie schlucken etwa das Hustenmittel Dextromethorphan, das in grösserenMengen Halluzinationen auslöst. In Deutschland hat sich das in der Narkosemedizin gebräuchliche Ketaminals Partydroge etabliert. Die meisten der genannten Wirkstoffe sind für sich alleine und massvoll dosiertungefährlich, können aber in Kombination mit anderen Substanzen unberechenbar wirken.
Wer auf Drogen-Cocktails steht, lebt sehr gefährlich
Der Trend, verschiedene Substanzen kombiniert zu konsumieren, macht Behörden und Präventivmedizinerbesorgt. «Der Ecstasy-Konsum ist in der Schweiz derzeit eher rückläufig», sagt Georg Amstutz, Sprecher desBundesamtes für Gesundheit (BAG). «Grössere Sorgen bereitet uns der zunehmende Mischkonsum.» Dieaktuelle Kampagne des BAG und der Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme(SFA) heisst folgerichtig «Don't mix Drugs!»
Die von der Aids-Hilfe Schweiz unterstützte Genfer Homosexuellen-Vereinigung «Dialogai» hat ein Faltblattzur Problematik herausgegeben. Darin warnen Fachleute vor zwei Gefahren: Zum einen könnenHIV-Protease-Hemmer, wie Ärzte sie in der Aids-Therapie einsetzen, die Konzentration des Viagra-WirkstoffsSildenafil im Blut erhöhen und dessen Abbau verlangsamen. Auch hier droht die Dauer-Erektion. Pfizer rätdeshalb davon ab, Aids-Patienten mit Viagra zu behandeln.
Weit gefährlicher als der Mix von Viagra und Ecstasy ist indes der gleichzeitige Gebrauch von Viagra und derSchnüffeldroge «Poppers».
Da sowohl der Viagra-Wirkstoff Sildenafil wie auch der Poppers-Wirkstoff Amylnitrit den Blutdruck senken,kann es zu lebensgefährlichen Kreislaufzusammenbrüchen kommen.
Die klare Warnung im Viagra-Beipackzettel: «Patienten sind eindeutig zu informieren, dass sie illegalvertriebene Nitrate, die so genannten "Poppers" oder andere Nitrate auf keinen Fall während der Therapie mitViagra anwenden dürfen.»
Dass der Mischkonsum nicht zu unterbinden ist, weiss jeder, der mit dem Drogenkonsum in der Partyszene zutun hat. Schliesslich gehen die Konsumenten schon beim Kauf der Ecstasy-Pillen auf dem Schwarzmarkt einRisiko ein und scheuen auch nicht davor zurück, Ecstasy mit anderen Substanzen zu mischen.
Die Empfehlung von «Eve & Rave»-Mann Liggenstorfer lautet daher: «Wer es nicht lassen kann, sollte sich,wie immer beim Ausprobieren neuer Substanzen, mit kleinen Dosen an die gewünschte Wirkung herantasten. »
Wirkung und Risiko von Medikamenten - Partydrogen aus der Apotheke
Viagra ist nicht das einzige Medikament aus der Apotheke, das Partygänger konsumieren. Obwohl gefährlich,erfreuen sich auch verschiedene andere, teils sogar rezeptpflichtige Mittel grosser Beliebtheit.
Ketamin ist ein Anästhetikum. Es bewirkt bereits bei kleinen Dosierungen Halluzinationen. Ketamin istmanchmal in Ecstasy-Tabletten enthalten. Auf diesem Weg fand zum Beispiel das rezeptpflichtigeMedikament Ketalar in der Techno-Szene Verbreitung. Bewirkt das Gefühl einer Loslösung von Körper undUmgebung. Risiko: charakterverändernde Halluzinationen, die stärker als bei einem LSD-Rausch sein können. Bei Überdosierung droht Bewusstlosigkeit.
- Psychische Abhängigkeit, Verhaltensstörungen
Das rezeptpflichtige Novartis-Medikament kommt vorwiegend in der Behandlung hyperaktiver Kinder zumEinsatz, wird daneben aber als so genannte «Smart Drug» immer beliebter. Das als psychoaktives Stimulansgeltende Ritalin erzeugt bei Erwachsenen Euphorie und Halluzinationen. In den USA, wo 85 Prozent derRitalin-Produktion verbraucht werden, gibts in den Schulen bereits Schwarzmärkte. Risiko: Kann beidauernder Einnahme psychische Abhängigkeit und Verhaltensstörungen hervorrufen.
Der Billigdrogen-Klassiker von Roche galt zu Zeiten hoher Heroinpreise als beliebte Ersatzdroge für Junkies. Das rezeptpflichtige Medikament ist aber auch nach dem Preiszerfall bei den harten Drogen nie ganz aus derSzene verschwunden. Raver nehmen es wie andere Schlafmittel, um nach der Party vom Speedtripherunterzukommen. Wird als Tablette geschluckt, aber auch geschnupft oder injiziert. Macht schläfrig undentspannt. Risiko: Atemlähmung, besonders bei Mischkonsum mit anderen «beruhigenden» Drogen wieAlkohol oder Opioiden.
Dextromethorphan (DXM) ist ein Hustenmittel und gilt als klassische Punk-Droge. Es verursachtHalluzinationen. Der beispielsweise im rezeptfreien Hustenmittel Calmésine-Mépha enthaltene Wirkstoff erlebtdank der Techno-Generation ein kleines Revival. Risiko: In Kombination mit Ecstasy kann es zulebensbedrohlichen Überdosierungen kommen.
Informationen zu Partydrogen: Eve & Rave (Schweiz), Postfach 140, 4502 Solothurn, Tel. 032 621 89 45, Fax032 621 89 47, Internet: www.eve-rave.ch
Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) Avenue Louis-Ruchonnet 14,Postfach, 1001 Lausanne, Tel. 021 321 29 11, Fax 021 321 29 40, Internet: www.sfa-ispa.ch
Weitere Webadressen: www.dialogai.ch, www.hivnet.ch, www.checkyourdrugs.at
Informationen zu Arzneimitteln im Internet: www.kompendium.ch
Thursday, April 11th, 2013 16:00 – 19:00 REGISTRATION at Hotel Le Cep Friday, April 12th, 2013 07:00 REGISTRATION at Bastion des Hospices de Beaune Introduction of new honorary members: Chung-Mau Lo, Robert Padbury, Andreas G. Tzakis SESSION 1 Papers 1 – 5 ESA LECTURE SESSION 2 Papers 6 – 10 PRESIDENTIAL ADDRESS SESSION 3 Papers 11 – 15 S
SUMMER INSTITUTE STUDENT INFORMATION SHEET Sunday, July 17 – Thursday, July 21, 2011 Application deadline for ALL applications is Friday, June 3, 2011 ELIGIBILITY CRITERIA Applicant must have a minimum 2.25 GPA. Applicant must have taken the ACT/SAT test at least once and submit their scores. Applicant must submit at least 1 letter of recommendation