Hinweise zu Narkosen und Operationen für Patienten mit Mastozytose
Durch die erhöhte Anzahl von Mastzellen in verschiedenen Geweben sind Patienten mit Mastozytose
sind diese prinzipiell durch das Auftreten allergischer und anaphylaktoider Reaktionen gegen
Nahrungsmittel und Medikamente gefährdet. Gerade die im Rahmen einer Allgemein-, Regional-
oder auch Lokalanästhesie zu verabreichenden Anästhetika, Muskelrelaxantien und Analgetika
stehen unter Generalverdacht solche, teils schwerwiegenden, Überempfindlichkeitsreaktionen
insbesondere bei Patienten mit Mastozytose auszulösen.
Klassische, d.h. IgE-vermittelte allergische Reaktionen scheinen bei Patienten mit Mastozytose nicht
wesentlich häufiger aufzutreten, deren Intensität kann durch die erhöhte Anzahl von Mastzellen
jedoch gesteigert sein. Die meisten Überempfindlichkeitsreaktionen jedoch sind nicht IgE-vermittelt.
Vielmehr kommt es zu einer unspezifischen Aktivierung von Mastzellen mit nachfolgender teils
massiver Histaminausschüttung und mitunter lebensbedrohlichen anaphylaktoiden Reaktionen. In
der Fachliteratur finden sich bislang nur wenig Erfahrungsberichte und keine generellen Empfehlung,
wie die Anästhesie bei dem Vorliegen einer kutanen oder systemischen Mastozytose erfolgen soll.
Allerdings ist eine Gewichtung anhand der Häufigkeit berichteter Unverträglichkeitsreaktionen
möglich, die im Folgenden dargestellt wird. Unter Beachtung einiger grundlegender Vorkehrungen
kann in den meisten Fällen eine Anästhesie und Operation bei Mastozytose-Patienten sicher und
Empfohlene Maßnahmen
1. Am Vorabend der Anästhesie kann ein leicht sedierendes Antihistaminikum verabreicht werden,
z.B. Clemastin (Tavegil®) oder Hydroxyzin (Atarax®)
2. Stresssituationen wie bei einer Operation können die Symptomatik der Mastozytose steigern
und eine Histaminausschüttung verstärken. Eine Prämedikation mit anxiolytischen
Benzodiazepinen am Vorabend sowie am Morgen der Operation ist daher auch bei Patienten
3. Etwa eine Stunde vor Anästhesiebeginn sollte eine prophylaktische Gabe von H1- und H2-
Antihistaminka zusammen mit einem Glukokortikoid intravenös erfolgen, z.B.:
H1-Antihistaminikum: Dimetinden (Fenistil® 4mg i.v.) oder Clemastin (Tavegil® 2mg i.v.)
H2-Antihistaminikum: Cimetidin (200-400mg i.v.) oder Ranitidin (Ranitic® injekt 50mg i.v.)
Glukokortikoid: z.B. Solu-Decortin H® 250mg i.v.
4. Perioperativ sollten Notfallmedikamente (Adrenalin, H1-, H2- Antihistaminika, Steroide, etc.)
bereitgehalten werden. Nicht ausschließlich, aber insbesondere bei Operationen an Organen,
die eine Mastzellinfiltration aufweisen können, wie Leber oder Milz, ist besondere Vorsicht
geboten, da es zu einer massiven Histaminausschüttung kommen kann.
5. Eine langsame Applikation intravenöser Medikamente, v.a. Muskelrelaxantien, ist generell
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6. Extreme Temperaturschwankungen während der Operation sollten vermieden werden, da diese
potentiell anaphylaktoide Reaktionen triggern können.
7. Insgesamt sollte die Anamnese des Patienten besondere Beachtung finden und die Auswahl
sollte sich auf Medikamente fokussieren, die in der Vergangenheit gut vertragen wurden.
Medikamente, die nicht vertragen wurden oder für welche die Verträglichkeit unklar ist, sollten
8. Eine Behandlung mit Beta-Blockern sollte bei Patienten mit Mastozytose nur erfolgen, wenn
diese in Absprache mit dem behandelnden Kardiologen unverzichtbar ist, da Beta-Blocker die
Wirkung von Notfallmedikamenten (Adrenalin, Epinephrin) reduzieren können.
Anhand der wenigen zur Verfügung stehenden Literaturangaben kann davon ausgegangen werden,
dass Propofol, Etomidat (ohne Propylenglycol) oder Ketamin sowie Cisatracuronium, Vecuronium
oder Pancuronium zur Narkoseinleitung bei Patienten mit Mastozytose geeignet sind. Die
Aufrechterhaltung der Narkose kann sowohl total intravenöse als auch balanciert erfolgen. Einige
Autoren bevorzugen die Narkoseeinleitung und -erhaltung mit volatilen Anästhetika, da für diese
mitunter mastzellstabilisierende Effekte beschrieben sind. Unten stehende Tabelle schlägt eine
Einteilung von in der Anästhesie verwendeten Medikamenten hinsichtlich ihres Risikopotentials zur
Auslösung anaphylaktoider Reaktionen oder Histaminausschüttung bei Patienten mit Mastozytose,
basierend auf Berichten in der Literatur, vor.
1)vorsichtiger Einsatz bei unbekannter Anamnese, 2)ohne Propylenglycol, *unterschiedliche Angaben in der Literatur
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