Beobachtungen an einem winterlichen Schlafplatz des Bergpiepers1 (Anthus spinoletta) bei Köndringen, Landkreis Emmendingen Hartmut Ebenhöh und Odwin Hoffrichter Summary: EBENHÖH, H., & O. HOFFRICHTER (1998): Observations on a winter roost place of the Water Pipit (Anthus spinoletta) near Köndringen, Southwest-Germany. - Naturschutz südl. Oberrhein 2: 181-194. Between autumn 1974 and spring 1987 we controlled a winter roost of Water pipits situated in the Elz low- land near Köndringen EM. In the first two years we controlled very often, partially nearly daily. Our analy- sis is mostly based on dates of these two years. The first winter shows a more or less one-peaked, the second year a two-peaked occupation of the roost (fig.1). In the following years the mean number of Water pipits was mostly smaller than in the first two years (fig.2). In the winter 1984/85 a severe frost period caused the breakdown of the number of Water pipits at the roost, which did not regain in the following two winters. In severe weather conditions (frost below -4°C and strong winds) Water pipits avoid to fly from the feeding area to the roost. Frequent changes of the number at the roost suggest that migration takes place during the whole winter period, while on the other hand site fidelity is proved. The seasonal variation of the time, when Water pipits enter or leave the roost is described (fig.6). In mid-win- ter the departure in the morning culminates a quarter of an hour before sunrise, in March and April shortly before sunrise. The departure extends over more than half an hour. Water pipits enter the roost mostly befo- re sunset, except in mid-winter. The entry lasts 10 -20 minutes longer than the departure in the morning. Differences between evening an morning counts suggest a nocturnal migration, which is not yet proved for Water pipits. Three other roosting places between „Kaiserstuhl“ and Black Forest foot-hills are described. Between February and April 1975 one of it held more pipits than the roost near Köndringen. In the same year it was destroyed by construction work.
Keywords: Anthus spinoletta, winter population, roost place, activity periods, Upper Rhine plains. 1. Einleitung
Wir fanden im Herbst 1974 einen Schlafplatz an derElz bei Köndringen EM und verfolgten seine Ent-
Der Bergpieper Anthus spinoletta überwintert nörd-
wicklung bis zum Frühjahr 1987. In dieser Arbeit be-
lich der Alpen und erreicht dabei die Nord- und Ost-
richten wir über die jahreszeitliche Besetzung, das
seeküste (Übersicht bei WITT 1982; ZINK 1975, PAU-
Verhalten am Schlafplatz sowie über weitere Schlaf-
LIEN & JEROMIN 1995). In Baden-Württemberg findet
plätze des Bergpiepers in der Umgebung.
man ihn im Winter vor allem in den Niederungen dergroßen Flußsysteme. Tagsüber trifft man ihn meisteinzeln an, wobei einige Nahrungsreviere verteidigen
2. Lage und Beschreibung des Schlafplatzes
(HÖLZINGER 1987, BAUER, BOSCHERT & HÖLZINGER1995). An Orten mit einem günstigen Nahrungsan-
Der Schlafplatz befand sich in der Elzniederung
gebot, wie z.B. überschwemmte Wiesen, können sich
westlich von Köndringen EM (Meßtischblatt 7812-
Trupps bis zu 100 oder mehr Vögeln bilden. Zum
SE, 48°09'N/ 7°47'O; 188 m NN) nahe bei der kana-
Nächtigen finden sie sich vorzugsweise zu Schlaf-
lisierten Elz. Er bestand anfangs aus zwei Seggen-
platzgesellschaften in schütterem Schilf, Seggenwie-
wiesen von jeweils etwa 40 Ar, die durch den Mühl-
sen oder ähnlichem zusammen. Solche Schlafplätze
bach und einen Weg getrennt waren. Die Seggen-
sind verschiedentlich beschrieben worden (MESTER
wiesen waren im Untergrund naß, stellenweise mit
1957, TAUCHNITZ 1977, WITT 1982 und 1983, PAU-
10 bis 20 cm anstehendem Wasser. Die Nässe stamm-
LIEN & JEROMIN 1995). Dabei spielt Traditionsbil-
te vom Mühlbach, der an dieser Stelle im Niveau hö-
dung offenbar eine wichtige Rolle, weil die Schlaf-
her lag als das umgebende Gelände. Die elznahe Seg-
plätze jahrelang beibehalten werden.
genwiese wurde im Laufe der Jahre durch eine Obst-
1 Beim deutschen Namen folgen wir HÖLZINGER (1999): Die Vögel Baden-Württembergs. Singvögel 1.
Naturschutz südl. Oberrhein 2 (1998): 181-194
pflanzung eingeschränkt, der Rest verbuschte all-
platzgesellschaft 1985 regelmäßig durchgeführt wer-
mählich. Sie war anfangs trotz des dicht daran vor-
beiführenden Weges zum Klärwerk der für Berg-
Einige Damen und Herren unterstützten uns bei den
pieper attraktivere Teil. In späteren Jahren wurde fast
Fangaktionen und gelegentlich beim Zählen. Es sind
nur noch die hintere Seggenwiese beflogen. Die Seg-
dies insbesondere D. KNOCH und seine beiden Kin-
gen waren im Herbst fast hüfthoch, gegen Ende des
der, G. EBENHÖH, B. und U. HOFFRICHTER, M. NEUB
Winters zusammengedrückt. Im Laufe der Jahre wur-
und G. KLUMPP. Ihnen und allen weiteren nicht ge-
de der Seggenanteil durch einwanderndes Mädesüß
nannten Personen sei hiermit herzlich gedankt. S.
(Filipendula ulmaria), Indisches Springkraut (Impa-
WESTERMANN fertigte dankenswerterweise die Dia-
tiens glandulifera) u.a. zurückgedrängt. Offenbar
begünstigte unerlaubtes Abflämmen im Frühjahr dieSeggen (bis 1977 alljährlich durchgeführt). EineWeide (Salix sp.) am Mühlbach zwischen den beiden
4. Ergebnisse
Seggenwiesen diente den Bergpiepern als Sammel-platz vor dem Einflug in die Wiese. 4.1 Jahreszeitliche Besetzung In Abbildung 1 ist die Schlafplatzbesetzung in den beiden Wintern 1974/75 und 1975/76 dargestellt. 3. Material und Methode
Dabei zeigt sich ein deutlich unterschiedlicher Ver-lauf der Besetzung. Im Winter 1974/75 wuchs die
Im Herbst 1974 entdeckten wir den Schlafplatz bei
Anzahl der Bergpieper allmählich (von Schwankun-
der Beobachtung von Grauammern (Emberiza calan-
gen abgesehen) bis zum Maximum im Januar und
dra), die an der gleichen Stelle nächtigten. In den
Februar und ging ab März zurück. Die Besetzung im
beiden Wintern 1974/75 und 1975/76 wurde an mög-
Winter 1975/76 folgte dagegen grob einem zweigipf-
lichst vielen Tagen gezählt. In den folgenden Jahren
ligen Verteilungsmuster mit einem stärkerem Maxi-
bis Dezember 1979 konnte nur unregelmäßig beob-
mum im Herbst und einem geringeren im Frühjahr.
achtet werden, erst ab Februar 1980 wieder regelmä-
Ein solch starkes Herbstmaximum wurde in keinem
ßig. Im Winter 1977/78 entfielen die Beobachtungen
der folgenden Jahre mehr erreicht. Über den Verlauf
vollständig. Der Kältewinter 1984/85 führte zum Zu-
der Besetzung in den Wintern 76/77 bis 79/80 kön-
sammenbruch der Schlafplatzgemeinschaft, die sich
nen auf Grund der unregelmäßigen Beobachtungen
auch in den folgenden beiden Wintern nicht wieder
keine Aussagen getroffen werden. Die Besetzung in
erholte. Dennoch setzten wir die Beobachtungen bis
den Wintern 1980/81 bis 1984/85 ist in Abbildung 2
dargestellt. Während im Frühjahr 1980 noch 40 bis
Wir zählten sowohl beim abendlichen Einflug als
50 Bergpieper gezählt wurden, zeigten die folgenden
auch beim morgendlichen Abflug und notierten die
drei Winter durchweg eine geringe Besetzung des
Anzahlen in 5-Minuten-Intervallen. Die Erfassungs-
Schlafplatzes. Im Winter 1983/84 gab es wieder ein
genauigkeit hing insbesondere am Abend sehr vom
Verhalten der Pieper ab (Kap. 4.3). Bei ruhigem Ein-
Der Winter 1984/85 hatte bis Dezember eine gute
flug lag unser Zählfehler vermutlich bei 10% oder
Besetzung des Schlafplatzes. Die anhaltende Frost-
weniger, bei Unruhe dagegen kann er erheblich grö-
periode ab Januar 1985 führte zum fast völligen Er-
ßer gewesen sein, da sich neu ankommende Pieper
löschen der Schlafplatzgesellschaft. Bis Ende März
den umherfliegenden Trupps anschlossen und somit
erschienen nur noch ein bis maximal fünf Vögel am
Schlafplatz. Auch in beiden folgenden Wintern näch-
Der Abflug am Morgen erfolgte über unseren übli-
tigten nur noch ein bis fünf Vögel hier, ausnahms-
chen Beobachtungsstandort zur Elz hin. Dabei ließen
weise 15 am 15.3.1986, die bereits am 18.3. wieder
sie sich leichter und genauer als am Abend zählen.
Nur wenige Male hörten wir morgens Rufe, ohne die
In Abbildung 3 sind die Pentadenmittelwerte der Jah-
abfliegenden Pieper zu sehen. Wir vermuten, daß sie
re 1974/75 bis 1984/85 (zehn Winter, ohne 1977/78)
dann in entgegengesetzter Richtung abgeflogen wa-
dargestellt. Pro Pentade liegen mindestens vier (62.
ren (Kap. 4.3, Tab. 3). Ergänzend zu den Beobach-
Pentade) bis maximal 21 (9. und 12. Pentade) Zäh-
tungen fingen wir ab dem Winter 1976/77 Bergpie-
lungen vor, im Durchschnitt sind es zehn Zählungen
per mit Japannetzen am Schlafplatz und beringten
pro Pentade. Die Schlafplatzbesetzung beginnt frü-
sie. Diese Beringungsaktionen konnten bis 1979 nur
hestens in der 56. Pentade (Anfang Oktober), steigt
unregelmäßig, ab 1980 bis zum Ende der Schlaf-
dann rasch an und ereicht Anfang November (61. bis
H.EBENHÖH & O.HOFFRICHTER: Schlafplatz des Bergpiepers
63. Pentade) das Maximum. Zwischen Mitte Dezem-
ebenso liegt das Herbstmaximum dort zwei Pentaden
ber und Ende Januar ist sie am geringsten, sie steigt
eher (SCHUSTER et al. 1983). Der Hauptdurchzug bei
bis Anfang März wieder leicht an und fällt von da an
Waghäusel (nordbadische Oberrheinebene) fällt fast
kontinuierlich bis Ende April ab. (Die Spitze in der
mit dem Köndringer Maximum zusammen (Daten
62. Pentade ergibt sich dadurch, daß nur vier Werte
von S. und U. MAHLER in HÖLZINGER 1987). Im
vorliegen, darunter der Maximalwert von 153 Berg-
Frühjahr zeigt sich am Bodensee ein deutliches Ma-
piepern. Bei mehr Daten würde sie sich wahrschein-
ximum in der 20. und 21. Pentade (SCHUSTER et al.
1983), während gleichzeitig die durchschnittliche
Die frühesten Bergpieper wurden am 7.10.1975 fest-
Besetzung in Köndringen bereits kontinuierlich ab-
gestellt (sieben Vögel). Allerdings kontrollierten wir
nach 1976 nur selten bereits Anfang Oktober. Dieletzten am Schlafplatz nächtigenden Pieper wurden
4.2 Änderung der Besetzung von Tag zu Tag
am 16.4.75 (acht Vögel) bzw. am 25.4.76 (sechs Vö-
In Abbildung 1 zeigt sich eine starke Fluktuation von
gel) gesehen; in beiden Fällen gab es vorher schon
Tag zu Tag in der Anzahl der Bergpieper. Sie geht
Tage, an denen wir keine Bergpieper mehr festge-
weit über den von uns geschätzten Zählfehler hinaus
(Kapitel 3). Im besonders gut untersuchten Winter
Bergpieper erscheinen am Bodensee im Herbst etwa
1975/76 fallen dabei zwei Dinge auf: (a) Einzeltage
zwei Pentaden früher als am Köndringer Schlafplatz,
mit wenigen Bergpiepern zwischen Tagen mit guter
Abb. 1: Anzahl der Bergpieper am Schlafplatz bei Köndringen in den Wintern 1974/75 und 1975/76 (Raute über der Zeitachse: kein Bergpieper anwesend).
Naturschutz südl. Oberrhein 2 (1998): 181-194
wechselt eine Reihe von Tagen mitguter Besetzung mit einer Reihevon Tagen mit geringerer Anzahl. So flogen z.B. am 12. und 14.11.
platz an, vom 15. bis 19.11. um 40,danach wieder um 80. Die Beobachtung, daß bei stren-
Wind nur sehr wenig Bergpieperam Schlafplatz erschienen, warGrund, den Zusammenhang zwi-schen Temperatur bzw. Windstärke
untersuchen. Wir beschränken unsbei der folgenden Analyse auf denWinter 1975/76, da für diesen
gen und verschiedene Jahre nichtunbedingt vergleichbar sind. Umdie Spitzen der Zugzeiten auszu-schließen, werteten wir nur die
Zählungen). In Abbildung 4 ist dieAnzahl der Bergpieper in Abhän-
tragen. Da uns Temperaturen ausder näheren Umgebung nicht zurVerfügung standen, wurde die Ta-
gesmitteltemperatur an der Wetter-station Freiburg gewählt (knapp 15km südlich gelegen, entnommender Wetterkarte des Deutschen
gen nur sehr wenige Pieper denSchlafplatz an, während geringerer
hat. Die Erfahrung, daß bei stren-gem Frost nur sehr wenige Berg-pieper kommen, bestätigte sichauch in den folgenden Jahren.
Auch bei einer geschlossenenSchneedecke (was in der Rhein-ebene nur selten vorkommt) gab esnur wenige Bergpieper am Schlaf-
platz. Abbildung 5 zeigt die Abhängig-keit der Besetzung des Schlaf-
Abb. 2: Anzahl der Bergpieper am Schlafplatz bei Köndringen in den
Wintern 1980/81 bis 1984/85 (Raute über der Zeitachse: kein Berg-
H.EBENHÖH & O.HOFFRICHTER: Schlafplatz des Bergpiepers
Abb. 3: Besetzung des Bergpieper-Schlafplatzes bei Köndringen: Pentadenmittelwerte und Anzahl der Daten (pro Pentade) aus den zehn Wintern 1974/75 bis 1976/77 und 1978/79 bis 1984/85. Abb. 4: Besetzung des Bergpieper-Schlafplatzes bei Köndringen im Zeitraum 15.11.1975 bis 15.3.1976 in Abhängigkeit von der Temperatur (Tagesmitteltemperatur an der Wetterstation Freiburg).
Naturschutz südl. Oberrhein 2 (1998): 181-194
Klassen eingeteilt. Drei Tage mit strengem Frost
gig von obigen Witterungsfaktoren stattfand, zeigt
wurden eliminiert; es waren windstille bis schwach-
an, daß während des ganzen Winters Zu- und
windige Tage. Trotz der Ungenauigkeit der Wind-
Abwanderungen stattfanden (Beispiel oben). Die
stärkeschätzung zeigt sich ein deutlicher Zusammen-
„Stammbesatzung“ im Winter 1975/76 dürfte bei et-
hang. Bei frischem Wind (Klasse 3) und erst recht bei
was mehr als 30 Bergpiepern gelegen haben, nämlich
kräftigem bis stürmischem Wind (Klasse 4) kommen
die Besetzung in der Zeit vom 7. bis 17. Januar (Abb.
merklich weniger Pieper zum Schlafplatz (Abnahme
1). Der Tagesaufenthaltsort der Pieper war wohl
signifikant, p< 0,001). Einige Tage fallen aus dem
überwiegend die kanalisierte Elz, der sich anschlie-
allgemeinen Trend heraus. Es sind zwei Tage mit
ßende Leopoldskanal und die zweieinhalb Kilometer
guter Besetzung trotz kräftigen Windes (2.3. 75 Ex.
flußabwärts bei Riegel einmündende Dreisam. Das
bei Wind 3; 10.1. 29 Ex. bei Wind 4) und drei Tage
wird auch durch die morgendliche Abflugrichtung
mit geringer Besetzung trotz schwachen Windes. Bei
nahegelegt (Kapitel 4.3). Nach Zählungen im Winter
einem dieser Tage herrschte am Abend Nebel und es
1973/74 kamen auf 3 km Elz tagsüber 8 bis 12
gab Störung durch Bauschuttablagerungen (30.12. 12
Bergpieper, so daß sich die 30 Bergpieper auf etwa 9
Ex.). An den anderen beiden Tagen wurde morgens
bis 10 km Flußlänge verteilen mußten. Bei strengem
gezählt, der Wind wurde aus dem allgemeinem
Frost oder kräftigem Wind kamen - vermutlich aus
Wetterverlauf dieser Tage geschätzt (12.12. 13 Ex.,
energetischen Gründen - nur die Pieper zum Schlaf-
morgens Schneefall; 4.1. 13 Ex.). Daher können
platz, die nicht weit zu fliegen hatten. An solchen
keine Aussagen über die Situation am Abend
Tagen nächtigten die dennoch ankommenden Pieper
oft im geschützten Grabenrand neben der Fahrstraße
Der häufige Wechsel in der Besetzung, der unabhän-
und nicht in der offenen Seggenwiese. Abb. 5: Besetzung des Bergpieper-Schlafplatzes bei Köndringen im Zeitraum 15.11.1975 bis 15.3.1976 in Abhängigkeit von der Windstärke (Klasse 1: still bis schwach, Klasse 2: mäßig, Klasse 3 : frisch, Klasse 4: kräftig bis stürmisch; vgl. Text).
H.EBENHÖH & O.HOFFRICHTER: Schlafplatz des Bergpiepers
Abb. 6: Zeitlicher Verlauf des Einflugs des Bergpiepers am Abend in den Schlafplatz und des Abflugs am Morgen vom Schlafplatz in den Wintern 1974/75 (zweite Hälfte) und 1975/76. Die Zeitangaben beziehen sich auf den Sonnenaufgang (SA) bzw. den Sonnenuntergang (SU). Pfeile markieren den jeweiligen Median. Regnerische Tage wurden nicht berücksichtigt.
Naturschutz südl. Oberrhein 2 (1998): 181-194
Einzelne Bergpieper, die ihren Schwanz verloren
niedrig in den Seggen umher, wie wir bei gelegentli-
hatten und dadurch gekennzeichnet waren, belegen
chen Kontrollen nach dem Einflug feststellen konn-
längere Aufenthaltsdauern. Wir beobachteten folgen-
An vielen Tagen verhielten sich die Pieper auffallend
1. 21.11.1974 bis 29.12.1974, dann 6.1.1975 mit
unruhig. Sie flogen mehrmals auf, machten Rundflü-
ge über das Gebiet und verschwanden teilweise aus
2. 28.2.1975 bis 10.3.1975, danach nicht mehr.
dem Gesichtsfeld. Störungen am Schlafplatz dürften
dabei eine gewisse Rolle gespielt haben. So brachtenim zweiten Winter die Bauschuttaufschüttungen in
4.3 Verhalten am Schlafplatz
unmittelbarer Nachbarschaft deutlich Unruhe herein.
Das Verhalten der Pieper am Schlafplatz entspricht
Spaziergänger brachten die Bergpieper gelegentlich
weitgehend dem von WITT (1983) beschriebenen
noch einmal zum Auffliegen, die aber meistens nur
Verhalten. An Tagen mit ruhigem Einflug sammelten
innerhalb der Schlafplatzwiese auswichen. Beim
sich die Bergpieper in der großen Weide am Mühl-
Erscheinen eines Sperbers (Accipiter nisus), der in
bach zwischen den beiden Schlafplatzteilen. Von dort
mehreren Wintern regelmäßig hier jagte, oder einer
aus flogen sie direkt in die Seggenwiesen zum Näch-
Kornweihe (Circus cyaneus) reagierten die Berg-
tigen ein. Das Sammeln begann je nach Jahreszeit
pieper häufig mit Unruhe und vorübergehendem
eine halbe bis eine Stunde vor Sonnenuntergang bzw.
Wegfliegen. Die geringe Besetzung in den Wintern
20 bis 30 Minuten vor dem Beginn des Einfluges.
1980/81 bis 1982/83 könnte durch die Anwesenheit
Der Einflug zog sich normalerweise über 20 bis 40
eines Sperbers verursacht worden sein, den wir re-
Minuten hin, nur selten kürzer (Kapitel 4.4). Nach
gelmäßig hier sahen. Andererseits erwiesen sich die
Ende des Einfluges waren noch etwa fünf Minuten
Bergpieper als erstaunlich tolerant gegenüber unse-
lang Rufe aus der Schlafplatzwiese zu vernehmen,
ren Netzfangaktionen in tiefer Dämmerung. An vie-
zum Frühjahr hin bis 15 Minuten. Einige Pieper
len Tagen konnten wir keinen Grund für das unruhi-
wechselten noch den Platz, sie liefen oder flogen
ge Verhalten erkennen. Möglicherweise waren es
Abb. 7: Vergleich des Einflugs der Bergpieper in den Schlafplatz an Tagen mit geringer Bewölkung (0 bis ½, rechtes Diagramm) mit dem Einflug bei Regen und bedecktem Himmel (linkes Diagramm, breite, schwarze Randlinie) im Zeitraum 16.11. bis 20.1. Pfeile markieren den jeweiligen Median.
H.EBENHÖH & O.HOFFRICHTER: Schlafplatz des Bergpiepers
Neuankömmlinge, die an Vortagen nicht da waren.
sungen durchgeführt hatten, müssen wir anstelle der
Eventuell hing die Unruhe auch mit dem bevorste-
Helligkeit die Zeit vor und nach SA und SU nehmen.
henden Abzug eines Teils der Schlafplatzgesellschaft
Regel 1a (Aktivitätsbeginn ist am Morgen bei gerin-
zusammen. Für beides lassen sich allerdings keine
gerer Helligkeit als Aktivitätsende am Abend) trifft
Belege aus unseren Daten finden. Unruhetage sind
offensichtlich zu. Sowohl der Abflugmedian als auch
nicht mit einer Änderung der Besetzung gekoppelt.
der Einflugmedian (mit Ausnahme des Mittwinters)
Der morgendliche Abflug kündigt sich fast immer
durch Rufe an. Die Pieper flogen dann in kleinen
Regel 4 (Die Zeitpunkte des Aktivitätsbeginns
Gruppen aus der Wiese hoch und zur Elz, und dort
streuen weniger als die des Aktivitätsendes) ist eben-
entweder flußaufwärts oder -abwärts weiter. Wohl
falls erfüllt. Die Abflugdiagramme in Abbildung 6
nur ausnahmsweise flogen sie in entgegengesetzter
sind insbesondere ab Mitte Januar weniger breit als
die Einflugdiagramme. Regel 5a (Im Verlaufe eines Jahres ändert sich die
4.4. Zur Tagesperiodik
Flug- oder Singhelligkeit am Morgen weniger als am
In Abbildung 6 sind die Ein- und Abflugzeiten bezo-
Abend) kann ebenfalls abgelesen werden. Der Ein-
gen auf den Sonnenaufgang (SA) bzw. -untergang
flugmedian am Abend (50% eingeflogen) verschiebt
(SU) dargestellt, aufgeteilt in fünf Zeitabschnitte des
sich vom Mittwinter bis April deutlich stärker als der
Winterhalbjahres (viermal ein Monat, einmal zwei
Abflugmedian am Morgen, nämlich 21 Minuten be-
Monate). (Da wir die ein- bzw. abfliegenden Pieper
zogen auf SU gegenüber 13 Minuten bezogen auf
in 5-Minuten-Intervallen erfaßt hatten und nicht in
SA. In Berlin ändern sich die Mediane der An- und
Minutenintervallen, liegt der tatsächliche SA bzw.
Abflugzeiten wesentlich stärker als bei uns (WITT
SU bei etlichen Tagen nicht genau auf der 5-Minu-
1984), wenn auch in gleichem Sinn. Allerdings regi-
ten-Intervallgrenze, sondern ein bis zwei Minuten
strierte WITT am Abend die Ankunftzeiten am
daneben. Die geringfügige Verbreiterung der Dia-
Schlafplatz und nicht die Einflugzeiten in den
gramme, die sich dadurch ergibt, beeinträchtigt die
Tageslänge, Aktivitätsdauer und Aktivitätsmitte sind
Der morgendliche Abflug beginnt frühestens eine
in Tabelle 1 aufgelistet. Als Aktivitätsdauer haben
halbe Stunde vor SA, im Frühjahr später. Der Höhe-
wir die Zeit vom Abflugmedian am Morgen bis zum
punkt des abendlichen Einflugs liegt im Mittwinter
nach SU, sonst deutlich davor. Bei Regen und be-decktem Himmel fliegen die Pieper im Mittel 14 Mi-
4.5. Vergleich von Abend- und Morgenzählung
nuten früher ein als an Tagen mit geringer Bewöl-
Mehrmals wurde sowohl am Abend als auch am
kung (Abb. 7), die ersten bereits 45 Minuten vor SU.
Morgen derselben Nacht gezählt. Alle diese „Dop-
Zudem zieht sich der Einflug deutlich länger hin.
pelzählungen“ sind in Tabelle 2 aufgelistet. Dabei
Sehr früh in die Schlafplatzwiese einfliegende Berg-
ergaben sich zum Teil gute Übereinstimmungen, zum
pieper flogen oftmals wieder heraus.
Teil Abweichungen, die unseres Erachtens nicht
Mit unseren Daten lassen sich einige Regeln von
durch Zählfehler bedingt sind. Sofern wir Gründe für
ASCHOFF & WEAVER (1962) über den Aktivitäts-
Abweichungen erkennen konnten, sind sie in der Ta-
rhythmus überprüfen. Da wir keine Helligkeitsmes-
belle genannt. Die meisten Abweichungen zwischen
Tab. 1: Tageslänge, Aktivitätsdauer und Aktivitätsmitte beim Bergpieper im Winter. SA: Sonnenaufgang. SU: Sonnenuntergang. TM: Tagesmitte (Mitte zwischen SA und SU). Tageslänge: SA bis SU.
Naturschutz südl. Oberrhein 2 (1998): 181-194
Tab. 2: Einflug und Abflug des Bergpiepers am Schlafplatz bei Köndringen EM für die gleiche Nacht.
Morgens mehrfach Rufe. Abflug in entgegengesetzter Richtung ?
Zuzug über Nacht? Vergleiche 19./20.03.
Vergleiche Vortage. Morgens gute Sichtverhältnisse.
Morgen-und Abendzählung, die einen nächtlichen
dem Einflug der Bergpieper von Norden an. Er flog
Zu- oder Abzug nahelegen, traten zur Zugzeit auf,
in die Schlafplatzwiese ein, stieg jedoch nach 10
besonders im Februar und März. Nachtzug ist bis-
Minuten wieder auf und flog südwärts über die Elz
weg. (Da die Pieper stumm und schon recht spät ka-
Ergänzend dazu seien folgende Beobachtungen mit-
men, konnten wir nicht entscheiden, ob es sich um
geteilt. Mehrfach verließen abends einige Pieper die
Berg- oder Wiesenpieper (Anthus pratensis) gehan-
Schlafplatzversammlung vor oder während des Ein-
delt hatte. Zu den Zugzeiten im Herbst und Frühjahr
fluges südwärts über die Elz und kehrten auch nicht
gesellten sich öfters auch Wiesenpieper zu den
zurück. Dieses Verhalten häufte sich ab Februar.
Bergpiepern.) Sollten Pieper noch in später Dämmer-
Auch WITT (1983) bemerkte, daß am Abend einzelne
ung ohne zu rufen angekommen oder weggeflogen
Bergpieper den Schlafplatz verließen.
sein, würden sie einem Beobachter fast immer entge-
Am 10.3.1975 kam ein Trupp von 30 Piepern nach
H.EBENHÖH & O.HOFFRICHTER: Schlafplatz des Bergpiepers
5. Weitere Schlafplätze in der Umgebung
diese Richtung ab. Einmal sah einer von uns (H.E.)tagsüber in dieser Zeit einen Trupp von 18 auf nassen
5.1 Nimburg - Waidplatz
Aus dem Vergleich der Köndringer mit der Nimbur-
Dieser Schlafplatz befand sich in einer feuchten bis
ger Schlafplatzbesetzung (Tab. 3) geht hervor, daß
nassen Seggenwiese inmitten einer Freifläche von
höchstens gelegentlich ein geringer Austausch
etwa 15 ha, die weitgehend von Wald umgeben war
zwischen beiden Plätzen stattgefunden haben könnte
(Teninger Allmend). Er lag knapp 4 km Luftlinie
(+ und - in eckiger Klammer in Tab. 3). Oft änderten
vom Köndringer Schlafplatz entfernt.
sich die Anzahlen gleichsinnig. Am Schnee- und
Bei der Entdeckung am 5.2.1975 wurde der Schlaf-
Frosttag 19.3. war die Besetzung an beiden Plätzen
platz von 15 Bergpiepern angeflogen. Die Anzahl
steigerte sich bis zum 18.2. auf 62. Bis zum 7.4.
Anfang April wurde der Schlafplatz auch von bis zu
kamen zwischen 50 und 79 Vögel (vgl. Tab. 3), le-
20 Wiesenpiepern angeflogen. Im Gegensatz zu den
diglich am 19.3. kamen bei Frost und Schnee nur 14.
Bergpiepern bevorzugten die Wiesenpieper jedoch
Der Abzug fand zwischen 7. und 15.4. statt. Am 15.4.
die kurzrasigen Flächen neben der Seggenwiese.
waren abends noch 8 Bergpieper da, von denen nur
Durch Ausdehnung des Nimburger Industriegebietes
einer zum Nächtigen blieb, die anderen flogen süd-
wurde die Seggenwiese noch im gleichen Jahr ver-
wärts ab. Im Gegensatz zum Köndringer Schlafplatz
war der abendliche Einflug stets ruhig und übersicht-lich, lediglich am 26.2., als nebenan die Wiese abge-
5.2 Bahlingen EM
Die Bergpieper hielten sich tagsüber wahrscheinlich
Südlich des Sportplatzes gab es bis 1974/75 ein klei-
auf nassen Wiesen in der Glotterniederung westlich
nes Feuchtgebiet mit Wasserstellen und etwas Schilf.
des Teninger Unterwaldes auf, denn sie kamen
Im Januar und Februar 1975 flogen neben Staren
abends aus dieser Richtung an und flogen morgens in
(Sturnus vulgaris), Goldammern (Emberiza citrinel-Tab. 3: Besetzung der Schlafplätze Nimburg und Köndringen in der gleichen Nacht. Köndringer Zahlen in Klammern: Daten einen Tag früher oder später.
Naturschutz südl. Oberrhein 2 (1998): 181-194
la) und Rohrammern (Emberiza schoeniclus) auch
Die Fluktuationen in der Besetzung wären ohne fast
fünf Bergpieper zum Nächtigen ein. Die letzte Kon-
tägliche Zählungen nicht so klar erkennbar gewesen.
trolle erfolgte am 27.2., also zu einer Zeit, in der der
Soweit nicht Frost oder Sturm für das Wegbleiben
Nimburger Schlafplatz seine volle Besetzung bereits
der Pieper verantwortlich zu machen sind (Kap. 4.2),
erreicht hatte. Dieses kleine Sumpfgebiet ver-
belegen sie, daß während des ganzen Winters Zu-
schwand im folgenden Jahr unter einer Neubau-
und Abwanderung stattfinden kann. Der Bergpieper
siedlung. Es lag 4,2 km Luftlinie vom Köndringer
zeigt somit einerseits Winterorttreue (WITT 1982,
HÖLZINGER 1987, eigene Beringungsdaten unver-öff.), andererseits während des ganzen Winters die
5.3 „Oberer Hag“ bei Neuershausen FR
Bereitschaft umherzuziehen. Dafür spricht auch das
rasche Erscheinen größerer Trupps auf gewässerten
Das kleine Feuchtgebiet „Oberer Hag“ an der kanali-
oder durch Hochwasser überfluteten Wiesen (eigene
sierten Dreisam könnte möglicherweise ein ständig
Beobachtungen). Auch S. und U. MAHLER (l.c.) regi-
besetzter Schlafplatz sein. Wir kontrollierten das Ge-
strierten bei Waghäusel während des ganzen Winters
biet lediglich am 10.11.1985 und 22.11.1986 und
Zugbewegungen. Durch dieses Verhalten vermag
stellten abends vier bzw. sechs Bergpieper fest. Von
sich der Bergpieper Nahrungsquellen zu erschließen,
der Größe der Seggenwiese zwischen Straße und Er-
die sich kurzfristig ergeben. In unserem Raum könn-
lengebüsch dürfte sich allerdings kaum eine größere
te es sich, von den Zugzeiten abgesehen, eher um
Schlafplatzgesellschaft entwickeln. Das Gebiet liegt
kleinräumige Bewegungen handeln, allerdings feh-
8,2 km vom Köndringer Schlafplatz entfernt. Weitere
Schlafplätze zwischen Kaiserstuhl und Schwarz-
Der Schlafplatz bei Köndringen hat über mindestens
wald/Vorbergzone sind uns trotz Nachsuche nicht
elf Jahre bestanden, ehe er durch den strengen Frost
bekannt geworden, dürften aber existiert haben.
im Januar 1985 sein Ende fand. In jenem Winter ver-eiste die Elz wochenlang vollständig. Ob die Berg-pieper der Kälte zum Opfer fielen und dadurch die
6. Diskussion
Schlafplatztradition abriß, oder ob sie rechtzeitig ab-wandern konnten und in den folgenden Jahren einen
WITT (1982) weist darauf hin, daß die Bergpieper im
neuen Winterort bevorzugten, bleibt ungewiß. Da in
Herbst nahezu gleichzeitig im gesamten Überwinte-
der Folge keine Durchzugspitzen mehr festzustellen
rungsgebiet nördlich der Alpen erscheinen, und zwar
waren, ist ein Ausweichen wenig wahrscheinlich
in der 57. und 58. Pentade (mittlere Erstdaten zwi-
(EBENHÖH & HOFFRICHTER in HÖLZINGER 1999). Das
schen 8. und 18. Oktober). In Baden-Württemberg
Überleben im Winterquartier ist für Bergpieper
beginnt der Einflug (von Vorläufern abgesehen) in
offenbar ein begrenzender Faktor, denn von 1984 auf
der 56. Pentade, am Bodensee etwas früher. Ver-
1985 sank der Bestand am Feldberg im Schwarzwald
glichen damit war die Ankunft am Köndringer
auf weniger als die Hälfte (EBENHÖH, HOFFRICHTER
Schlafplatz um zwei Pentaden verzögert. Nach WITT
& HÖLZINGER in HÖLZINGER 1987). Wahrscheinlich
(1982) wird an den meisten Beobachtungsorten ein
ist das Erlöschen der Überwinterungstradition im
deutliches Herbstmaximum und ein geringeres Früh-
mittleren Neckarraum und im nördlichen Ober-
jahrsmaximum festgestellt, ähnlich wie am Boden-
rheingebiet (BAUER, BOSCHERT & HÖLZINGER 1995)
see, während bei Berlin die meisten Bergpieper im
ebenfalls auf den Kältewinter 1984/ 85 zurückzu-
Frühjahr erscheinen. Bei Köndringen fanden wir
ebenfalls ein deutliches Herbstmaximum, im Mittel
Die Frage, ob Bergpieper auch nachts ziehen, ist
jedoch kein ausgeprägtes Frühjahrsmaximum. Allen-
nach wie vor offen. Einige Abweichungen zwischen
falls die Spitze gegen Ende März (Abb. 3) könnte ein
Abend- und Morgenzählungen legen es nahe (Kap.
Durchzugsmaximum darstellen. Abgesehen davon
4.3). Auch WITT (1983) stellte nach Hinweisen von
zogen die Bergpieper ab Anfang März allmählich
uns solche Diskrepanzen fest, die über den üblichen
vom Köndringer Schlafplatz ab. Anders war die Si-
Zählfehler hinausgingen. Allerdings traten sie in
tuation 1975 am Nimburger Schlafplatz, der wahr-
Berlin Mitte November und Mitte Dezember auf, bei
scheinlich nur in jenem Frühjahr existierte. Bis Ende
uns im November und vor allem von Februar bis
März blieb sein Bestand nahezu konstant hoch, erst
April (Tab. 2). In diesem Zusammenhang sind even-
im April zogen die Bergpieper innerhalb kurzer Zeit
tuell auch die Bergpieper zu sehen, die zwar am
Abend am Schlafplatz erschienen, dann aber in süd-
H.EBENHÖH & O.HOFFRICHTER: Schlafplatz des Bergpiepers
licher Richtung wegflogen. Da dieses Wegfliegen
einem entfernten Schlafplatz, den wir nicht gefunden
vermehrt ab Februar auftrat, könnte es der Beginn
hatten. Kontrollen in nahegelegenen Schilf- und
eines nächtlichen Zuges (in Richtung Brutheimat)
Seggengebieten, die in Abflugrichtung lagen, waren
sein, aber ebensogut ein spätes Überwechseln zu
Zusammenfassung: Vom Herbst 1974 bis zum Frühjahr 1987 verfolgten wir die Entwicklung eines winterlichen Schlafplatzes des Bergpiepers (Anthus spinoletta) in der Elzniederung bei Köndringen (Meßtischblatt 7812-SE). In den ersten beiden Wintern kontrollierten wir besonders oft, z.T. fast täglich. Auf die dabei gesammelten Daten stützt sich ein Großteil der Analyse. Die Besetzung des Schlafplatzes verlief im ersten Winter ±eingipflig, im zweiten zweigipflig (Abb. 1). In späteren Jahren war die durchschnittliche Anzahl der Bergpieper fast durchweg geringer als in den ersten beiden Jahren (Abb. 2). Im Winter 1984/85 brach aufgrund von anhaltendem stren- gem Frost die Schlafplatzgesellschaft zusammen und erholte sich bis 1987 nicht mehr. Bergpieper vermeiden bei strengem Frost und bei kräftigem Wind den Anflug zum Schlafplatz. Die häufige Änderung in der Anzahl der Pieper am Schlafplatz weist auf Zu- und Abwanderung während des ganzen Winters hin, während gleichzeitig Winterorttreue beim Bergpieper belegt ist. Die saisonale Verschiebung der Einflugzeiten in den Schlafplatz und der Abflugzeiten vom Schlafplatz werden beschrieben (Abb. 6). Der Höhepunkt des morgendlichen Abflugs liegt im Mittwinter eine Viertelstunde vor Sonnenaufgang, im März und April kurz vor Sonnenaufgang. Der Abflug zieht sich in der Regel über etwas mehr als eine halbe Stunde hin. Der abendliche Einflug findet außer im Mittwinter überwiegend vor Sonnenuntergang statt und dauert 10 bis 20 Minuten länger als der morgendliche Abflug. Abweichungen zwischen Morgen- und Abendzählungen der gleichen Nacht legen eine nächtliche Zu- und Abwanderung nahe. Drei weitere Schlafplätze zwischen Kaiserstuhl und Vorbergzone werden beschrieben. Einer davon (Nimburg - Waidplatz) hatte vom Februar bis April 1975 im Durchschnitt eine größere Besetzung als der Köndringer Schlafplatz. Er wurde noch im gleichen Jahr durch Baumaßnahmen vernichtet. Literatur
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Anschrift der Verfasser:Dr. Hartmut Ebenhöh, Kirnacher Höhe 7, D-78089 Unterkirnach. - Dr. Odwin Hoffrichter, Starkenstraße 37,D-79104 Freiburg.
H.EBENHÖH & O.HOFFRICHTER: Schlafplatz des Bergpiepers
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