Verlag Hans Huber, Bern 2002 Praxis 2002; 91: 1130–1134 1130 Der PRAXIS-Fall M. Imbach, Ch. Hess, Th. Froesch Unklares neurologisches Zustandsbild bei depressivem Patienten Anamnese und Befunde Tab. 1: Eintrittslabor
nen, unklaren neurologischen Zustand-bildes. Klinisch stand ein starkes
wie ein generalisiert erhöhter Muskelto-
nus bei klarem Bewusstsein und subfe-brilen Temperaturen im Vordergrund.
mit in der Folge mehreren schweren de-pressiven Episoden. Die in den knapp
trizyklischen Antidepressiva sowie vorsechs Monaten erstmalig einem Neuro-
nen wahnhaften Symptomen. Aktuell nahm der Patient seit fünf Mo-
Tab. 2: Lumbalpunktion
Im Eintrittsstatus fand sich ein 70-jähri-
chisch, örtlich und zeitlich orientiert. Fe-
verbreiterter Reflexzone. Babinsky bds.
sonsten unauffälliger internistischer und
auf A. tib. post. bds. allseits gut palpabel.
durchgeführt werden, zeigte aber – so-
fiel den Angehörigen auf, dass er einge-
weit beurteilbar – einen normalen Herz-
filtrat. Die Ergebnisse der Laborunter-suchungen sind in Tabelle 1 und 2 zu-
Praxis 2002; 91: 1130–1134 1131 Der PRAXIS-Fall Differentialdiagnostische Tab. 3: Verlauf der pathologischen Laborparameter Überlegungen und Verlauf über 4 Tage Beurteilung
stehendem generalisiert erhöhtem Mus-keltonus und Status febrilis.
den. Im Status fanden sich keine foka-len neurologische Ausfälle, weshalb einhämorrhagischer/ischämischer Insult
neu aufgetretenes Infiltrat rechts apikal,
als auch für eine akute Störung im Was-
Schlussdiagnose
lauf, stellte sich klinisch und labormäs-
bor eine erhöhte CK, eine leicht erhöhte
Weiterer Verlauf
In der Folge, bei Verdacht auf zusätzli-
i.v. und Amantadin 0,2 g 1ϫ/d i.v. über
Praxis 2002; 91: 1130–1134 1132 Der PRAXIS-Fall Tab. 4: Kriterienkatalog nach POPE (1986) [2] Hypertermie Extrapyramidale Symptome Dysfunktion des autonomen Nervensystems (zwei oder mehrere) (zwei oder mehrere)
+ Quantitative und qualitative Bewusstseinsänderungen
Tab. 5: Kriterienkatalog nach Diagnostic and Statistic Manual of Mental Disorders (1994) [12]
Störungen und vegetativer Labilität un-
heit [1,2,4,13]. Eine einheitliche Über-
Die Symptome in a) und b) dürfen nicht aufgrund einer anderen Substanz oder
Die Symptome in a) und b) dürfen nicht aufgund einer psychischen Erkran-
tischen Syndroms scheint von der Dau-er und Dosierung der neuroleptischenTherapie unabhängig zu sein [7,8]. Ty-
Kommentar
talität von 15–30% [4,5,6,13] ist v.a.
dergründig eine niedrige Dosierung.
Basalganglien beruht, steht – v.a. auf-
sein [9]. Am häufigsten tritt das malig-
Ätiologie: Die eigentliche Entstehung
Klinik: Das maligne neuroleptische
Praxis 2002; 91: 1130–1134 1133 Der PRAXIS-Fall Tab. 6: Häufigkeit der klinischen Symptome[11] Klinisches Symptom: Häufigkeit in %:
kende Substanzen mit teilweise gutemErfolg eingesetzt [1,2,11,13], so dass
rapeutischen Effekt haben [1,2,10,11]. Die sich aus diesen Überlegungen erge-benden therapeutischen Massnahmen
Tab. 7: Therapie des malignen neuroleptischen Syndroms [1,2,11] 1. Sofortiges Absetzen aller Neuroleptika! 2. Medikamentöse Therapie:
– Amantidin: 2–4ϫ 100 mg p.o/Tag oder 1ϫ 200 mg i.v./Tag
Zusammenfassung 2. b) Muskelrelaxans:
– Dantrolen: 1ϫ 100–400 mg p.o/Tag oder 2ϫ 1-2 mg/kg KG i.v./Tag . 2. c) Kombinationstherapie aus a) + b) 3. Andere Massnahmen:
a) Physikalische Oberflächenkühlung (Eiswickel)
2. f) Symptomatische Kreislaufunterstützung
es zu einer Verschlechterung desAllgmeinzustandes mit Intubations-bedürftigkeit und schliesslich Exitus,
fisch und diagnostisch nicht beweisend. Schlüsselwörter: neurologisches Zu-
und die LDH erhöht sein [1,2,10,11]. Therapie: Zur Zeit gibt es keine stan-
existiert auch keine kausale Therapie. Korrespondenzadresse Differentialdiagnose: Differentialdia-
Praxis 2002; 91: 1130–1134 1134 Der PRAXIS-Fall Bibliographie 1. The New England Journal of Medicine, Vol.313, No. 3, July 18, 1985: Me-8. Fortr. Neurol.Psychiat. 54, 1986, 158, Malignes neuroleptisches Syndromdical Intelligence, current Concepts, Neuroleptic malignant syndrome; Barryund maligne Hypertermie – ein Vergleich, Spiess-Kiefer, Hippius.H. Guzé, M.D., Lewis R. Baxter, Jr., M.D.9. Naunyn Schmiedebergs Arch Pharmacol 1982 Jun; 319(3): 189-196, Bin-2. Schweiz. Med. Wschr. 1988;118;Nr.1, Malignes neuroleptisches Syndrom,ding of thioridazine metabolites to serum proteins. An invitro study, Nyberg3. Amer.J.Psychiat. 1986;143;1227-1233, Frequenzy and presentation of10. Nebr Med J 1990, Mar, 75(3):46-50, Case report: Malignant neurolepticneuroleptic malignant syndrome in a large psychiatric hospital, Pope H.,syndrome, Greg E Paul, Dennis F Landers, Terence Newman.11. DMW 1989, 114 Jg., Nr. 18: Malignes neuroleptisches Syndrom, B.4. Amer.J.Psychiat. 1985; 142: 1137-1145, Neuroleptic malignant syndrome,Koberstein, K.Balzer, G. Eikmeier, W. Hager, H.Goebell.12. Psychopharmacology (1999) 144, 416-418, Neuroleptic malignant Syn-5. J.clin. Psychiat. 1980, 41, 79-83, The malignant neuroleptic Syndrome,drome during low dosed neuroleptic medication in first episode psychosis: acase report, F. Gönner, R. Baumgartner, D. Schüpbach, M.Merlo.6. Folia Psychiat. Neurol.Jpn 1977,31,221, Malignant neuroleptic syndrome,13. British Journal of Hospital Medicine (1996) Vol 55, No 8, 517-520, Neu-roleptic malignant syndrome, review, MF Bristow, D Kohen.7. Quart.J.Med. 220, 1985, 421, The neuroleptic malignant syndrom-a re-
RASHAUN P. SOURLES 4750 E. 53rd St., Unit 103 Minneapolis, MN 55417 Tweet @rashaunps STRATEGIC BUSINESS DEVELOPMENT & MARKETING MANAGER Comprehensive experience in sales, marketing and new business development—including personal client relations, project leadership and total account management. Skilled in strategic planning and high-impact, target marketing; deter